ebm-Marathon

Sa., 7. September 2002

In Niedernhall bin ich 2000 meinen ersten Marathon gelaufen. Schon aus Tradition und guter Erinnerung heraus lief ich vergangenes Jahr wieder und machte das auch in diesem Jahr. Die Strecke ist schön und wie letztes Jahr wollte ich den Lauf als Trainingslauf benutzen. Im vergangenen Jahr war Berlin mein Ziel, dieses Jahr ist es der Schwäbische Alb Marathon. Ein Kollege aus dem Lauftreff, Harald, will dieses Jahr in Berlin laufen und auch Egbert hat das vor. Beide wollten diesen Marathon ebenfalls als längeren Trainingslauf angehen. Zu dritt ging es also früh morgens nach Niedernhall.

Der Marathon als Trainingslauf

Gegen 7.30 Uhr waren wir in Niedernhall. Im Gegensatz zu vergangenem Jahr, wo es regnete und stürmte, versprach diesmal das Wetter Besseres. Wir holten unsere Startunterlagen ab und vertrieben uns die Zeit. Um 8.30 Uhr starteten die Rollis auf die Halbmarathondistanz. Bereits nach etwa 35 Minuten hatten die ersten die Schleife nach Künzelsau und zurück (ca. 16 km) absolviert und kamen wieder bei Start- und Ziel vorbei und rasten weiter Richtung zweitem Wendepunkt. Ganz schön schnell mit ihren Rennmaschinen.

Bevor sie ins Ziel kamen, wurde der Marathon gestartet. Letztes Jahr starteten der Halbmarathon und der Marathon zusammen, dieses Jahr wurden wir Marathonis alleine auf die Strecke geschickt. Um 9.15 Uhr ging es los. Von Beginn an ging ich ein langsames Tempo, so wie ich es mir vorgenommen hatte. Harald, Egbert und ich liefen die ersten zwei Kilometer zusammen. Die beiden waren jedoch stets einen Tick zu schnell, so dass ich mich etwas zurück fallen ließ. Sie liefen mit etwa 6:10 etwas schneller als ich vorhatte und bald hatte ich sie aus den Augen verloren. Ich wollte einen Trainingslauf machen und bis Kilometer 32 einen Schnitt von 6:30 laufen. Nachdem die beiden weg waren, konnte ich ganz gleichmäßig mein Tempo laufen. Nach wenigen Kilometern hatte ich einen Läufer vor mir im Auge, der etwa mein Tempo lief. Wie es der Zufall ergab, wollte er dieses Jahr ebenfalls den Schwäb. Alb Marathon laufen. Mein Mitläufer hatte sich, wie ich, eine Zeit von etwa 4:30 Stunden vorgenommen. Wir liefen also gemeinsam und unterhielten uns bestens.

Das Wetter war nahezu ideal, kaum Wolken und die Sonne war noch nicht störend warm. Ich hatte eine kurze Hose an und ein leichtes Laufhemd, passend für die Temperatur. Wir liefen so vor uns hin und wurden immer wieder von Läufern und Läuferinnen überholt. Na ja, vermutlich würden wir da einige wieder einholen. Im Gegensatz zu denen lief ich im absoluten Wohlfühltempo und war mir sicher, dass ich das lässig durchhalten konnte. Nach etwa fünf Kilometern wurden wir von den ersten Halbmarathonläufern überholt. Die waren 15 Minuten nach uns gestartet und natürlich deutlich schneller. Immer mehr liefen die nächsten Kilometer von hinten auf, so dass wir uns beinahe zu einem "Bremsklotz" entwickelten. Wir machten Platz, so gut es ging und erreichten im dichten Läuferfeld den Wendepunkt in Künzelsau. Wir waren jetzt im Feld der langsamen Halbmarathonis, so dass wir im Strom mitschwimmen konnten. Bereits jetzt nach kaum 10 Kilometern mussten die ersten Läufer ihrem Tempo Tribut zollen, die ersten Geher überholten wir, meist Halbmarathonis.

Um 10 Uhr waren die 10 km Läufer gestartet, wir hatten deren Wendepunkt vor Künzelsau passiert und die Strecke war jetzt wieder so voll wie vor Kurzem mit den Halbmarathonis. Die schnellen 10k-Läufer hatten wir nicht mehr gesehen, die waren längst vor uns und die Läuferinnen und Läufer, zwischen denen wir uns bewegten, gingen etwa unser Tempo, so dass wir uns gegenseitig kaum behinderten. In Niedernhall hatten sie ihre 10 Kilometer hinter sich und bogen ins Ziel ab. Sofort war die Strecke deutlich leerer. Nach weitern zweieinhalb Kilometern wendeten die Halbmarathonis und wir Marathonläufer waren wieder unter uns. Schlagartig war die Strecke nahezu menschenleer.

Wie ein Uhrwerk hatte ich bis jetzt das Tempo eingehalten, so dass wir für die ersten drei 5-km Abschnitte jeweils genau 32:10 Minuten benötigt hatten. Ganz langsam näherten wir uns den ersten Läufern vor uns, die wir dann auch überholten. Ganz sicher würden wir noch einige überholen, die zu schnell angegangen waren und erfahrungsgemäß einen mehr oder weniger deutlichen Einbruch so ab Kilometer 25 ... 30 haben. Mein Mitläufer und ich jedoch wollten das Tempo konstant durchhalten. Ich hatte mir zusätzlich noch vorgenommen, die letzten zehn Kilometer schneller zu laufen.

Die nächsten fünf Kilometer bis Km 20 waren wir mit 6:22 pro Kilometer etwas schneller (31:57). Die ersten Läufer vor uns gingen bereits und wir überholten. Die nächsten zehn Kilometer waren wir mit etwa 6:36 wieder einen Tick langsamer. Die Sonne hatte jetzt deutlich an Stärke gewonnen und es wurde doch merklich wärmer. Noch nicht richtig unangenehm, doch mein Puls war mit durchschnittlich 126 jetzt nahezu zehn Schläge höher als die vergangenen 25 Kilometern. Beide fühlten wir uns jedoch immer noch wohl und unterhielten uns blendend. Mein Mitläufer kam aus der Gegend von Ansbach und beschrieb mir die Vorteile, wenn man in einer ländlichen Gegend wohnt, berichtete von seinem letztjährigen Schwäbisch Alb Marathon, kritisierte immer wieder mal den Laufstil von Läufern, die uns jetzt bereits entgegen kamen und freute sich, dass er nicht alleine laufen musste.

Die Wende bei Kilometer 29 hatten wir hinter uns und bei Kilometer 32 legte ich etwas zu. Mein Begleiter wollte das nicht riskieren und nahm sich vor, so ab km 36 schneller zu werden. Mir ging es den Umständen entsprechend noch so gut, dass ich schneller laufen konnte. Ganz so einfach wie das jetzt klingt war es allerdings nicht. Wenn man 32 Kilometer gelaufen ist, dann spürt man schon das eine oder andere Körperteil, bei mir besonders die Beine und da besonders meine rechte Ferse. Die hatte sich zwar heute recht vornehm zurückgehalten, aber jetzt schmerzte sie schon so, dass ich bereits seit einigen Kilometern darauf Rücksicht nehmen musste. Dann noch den Trott von 32 Kilometern zu überwinden und den Takt zu erhöhen kostete mich schon einige Überwindung. Der innere Schweinehund meldete sich mit allerlei Einwänden, wie zum Beispiel, dass man gerade heute nicht unbedingt schneller laufen muss, denn vor 14 Tagen wäre ja der letzte Marathon gewesen (Koberstädter Waldmarathon) und dann wäre doch die Belastung zu hoch?! Und erst die schnelle Trainingseinheit vor zwei Tagen!

Ich ignorierte aber alle Einwände und die nächsten beiden Kilometer waren mit 5:37 beinahe eine Minute schneller. Von meinem Gefühl her hatte ich keine Probleme und mein Puls war mit etwa 145 sogar noch etwas unter meinem optimalen Marathon Puls von ca. 148. Meine Ferse rebellierte jetzt allerdings deutlich mehr als bisher. Auch das ignorierte ich. Vier Tage zuvor war ich in Tübingen in der Sportklinik und hab das mal untersuchen lassen. Kein Problem meinte der Arzt. Ein ganz kleiner Fersensporn im hinteren Bereich der Ferse. Das bekäme man mit speziellen Einlagen, Massage und Umschlägen voraussichtlich weg. Also machte ich mir keine Sorgen, dass sich die Probleme verstärken würden. Am Mittwoch hatte ich mir noch neue Laufschuhe gekauft und hatte die heute schon an. Alleine das hatte meine Probleme doch deutlich gemildert, verglichen mit meinem Lauf vor 14 Tagen..

Ich lief mein Tempo bis Kilometer 40 weiter, wurde kaum langsamer (5:44) wollte aber auch nicht unbedingt schneller laufen, ignorierte alles, was mich so hinderte: Ferse, Beine, Arme, Nacken. Mindestens 20-30 Läuferinnen und Läufer hatte ich seit der Wende überholt und war schon seit zwei Stunden nicht mehr überholt worden. Die letzten 2,2 Kilometer dann legte ich nochmal etwas zu, überholte weitere Läufer und freute mich, dass ich noch die Kräfte für dieses Tempo hatte. Mit 5:03 waren dann die beiden Kilometer recht flott, wobei der letzte Kilometer sicher deutlich unter 5 Minuten lag.

Meine Endzeit: 4:24:25. Im Ziel angekommen, kamen auch schon Egbert und Harald auf mich zu. Sie waren einen Schnitt von etwa 6 Minuten gelaufen und die letzten zehn Kilometer mit etwa 5 Minuten. Entsprechend waren sie mit 3:57 Stunden schon einige Zeit im Ziel.

Alle drei waren wir uns aber einig, dass 42 Kilometer stets einiges erfordert und nur langsam laufen genügt auch nicht um frisch ins Ziel zu kommen. Wir ruhten uns noch bei bestem Wetter auf der Wiese beim Ziel aus, schauten dem Start der Skater zu und den Bungee-Springern, die für 25 Euro vom Kran herunterspringen durften. Nach Wurst und Weizenbier ging es dann auf die Heimfahrt.

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Letzte Änderung:
13. August 2009

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